Nervensäge oder Entwicklungshelfer? Ein Schlüssel zu mehr Gelassenheit im Alltag

Es gibt Tage, da ziehst du förmlich Leute an, denen du eigentlich gar nicht begegnen willst oder die dir unheimlich auf den Keks gehen. Wie ein Magnet, der aktiv wird, wenn du eh schon genervt und gestresst bist.

Nur mal schnell einkaufen und zack! – da steht sie. Die alte Bekannte, die du schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hast und die schon früher nicht gemerkt hat, wenn man keine Zeit zum Quatschen hatte.

Weiter geht’s…zu Hause. Familientreffen. Und der Onkel kann es nicht lassen, alles und jedes zu kommentieren und nebenbei noch mit seinem Können zu prahlen. Alles kann und weiß er besser. Zu allem hat er etwas zu sagen. Klar, denn er ist in allen Bereichen Experte. Und du machst in seinen Augen natürlich nichts „gescheit“ Der Nervpegel an diesem Tag ist schon extrem hoch.

Dann kommt noch der Nachbar an den Gartenzaun, der an den neu eingezogenen Nachbarn auf der anderen Straßenseite nicht ein gutes Haar lässt und mal so richtig „ablästern“ möchte. Unmöglich sowas, oder?

Was können dir diese Begegnungen lehren? Es sind Beispiele aus dem alltäglichen Leben. (Und nur eines davon ist aus meinem Leben gegriffen. Welches, das lasse ich einmal offen 🙂 )

Diese Leute, die dich auf die Palme bringen und über die du dich noch tagelang ärgern könntest. Sind das nun wirklich alles Nervensägen, Vollpfosten oder wie auch immer du sie nennen willst?

Und hast du schon einmal beobachtet, dass sich der gleiche Typ Mensch, bei dem du dachtest, dass du ihn los bist, immer wieder in dein Leben schleicht? Das hat einen guten Grund.

Denn das sind deine Entwicklungshelfer.

Hört sich seltsam an? Ist es aber ganz und gar nicht. Stelle dir einmal die Leute vor, mit denen du „so gar nicht kannst“. Und dann überlege dir kurz, welche Charaktereigenschaften du an den Personen nicht magst, abwertest oder gar verurteilst.

Diese Charaktereigenschaften sind – und ja, das habe ich am Anfang auch nicht gerne gehört – ein Teil von dir selbst, so besagen es die sogenannten Spiegelgesetze. Und die lauten folgendermaßen:

  • Alles, was mich an anderen stört, habe ich zum Teil auch in mir. Was ich an anderen kritisiere und bekämpfe, würde ich insgeheim auch an mir gerne ändern.
  • Alles, was andere an mir nicht mögen oder worüber sie gar scherzen und was mich deshalb verletzt, betrifft mich ebenso. Das Thema in mir ist noch nicht gelöst, mein Ego stark, meine Selbsterkenntnis schwach.
  • Alles, was andere an mir kritisieren, was mich überhaupt nicht stört, sind Projektionen ihres eigenen Charakters, ihrer eigenen Unzulänglichkeiten.
  • Und jetzt kommt die gute Nachricht – es gibt auch ein schönes, sehr aufbauendes  Spiegelgesetz: Alles, was mir an anderen gefällt, was ich liebe oder was ich bewundere, habe ich selbst in mir. Ich erkenne mich also im Anderen. Das ist doch eine gute Nachricht, oder?

Wenn du jemanden beispielsweise bewunderst, weil er so ein guter Redner ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass genau dieses Talent in dir schlummert. Dann ist es deine Aufgabe, es zu wecken und dein ganzes Potential zu entfalten.

Unabhängig von den Spiegelgesetzen, geraten wir auch oft in unangenehme Situationen, in denen wir etwas lernen sollen. Zum Beispiel sich, wie in eingangs beschrieben im Supermarkt zu trauen, der alten Bekannten nett und freundlich zu sagen, dass man sich sehr freut sie zu sehen, allerdings im Moment keine Zeit für ein Gespräch hat und sich demnächst meldet. Wem fällt so etwas noch so schwer?

Die Spiegelgesetze können ein harter Brocken sein, wenn man sich mal wirklich intensiv und vor allem ehrlich mit sich selbst und seinem Umfeld auseinandersetzt.

Was sie aber auch mit sich bringen ist eine riesige Chance, an den eigenen Unzulänglichkeiten arbeiten zu können.

Du wirst im Alltag wesentlich gelassener, wenn du dich in dem Moment, in dem du „an die Decke gehen willst“, einmal ganz ehrlich fragst, warum dich die Situation und/ oder der Mensch gerade so aufregt. Da hat der- oder diejenige offensichtlich einen wunden Punkt gefunden oder wie ich gerne sage – einen Knopf gedrückt. Eine wunderbare Gelegenheit, sich weiter zu entwickeln. Da kann man ja schon fast dankbar sein 😉

Und ein weiterer positiver Nebeneffekt – wenn du deine Themen/ Knöpfe bearbeitet hast, verflüchtigen sich die Nervensägen wie von selbst…

In diesem Sinne – ich wünsche dir spannende Erkenntnisse!

 

Alles Liebe

Nadine

 

 

Text: © Nadine Kühn 2017, all rights reserved

Bild: © www.pixabay.com

3 Antworten auf „Nervensäge oder Entwicklungshelfer? Ein Schlüssel zu mehr Gelassenheit im Alltag“

  1. Hallo Frau Kühn,

    danke für den tollen Beitrag.
    Und: Je mehr Selbstreflektion / Selbstliebe man hat und alte Muster los lässt, um so weniger „Knopf-drücker“ begegnen einem.

    Viele Grüße
    Tina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert